Weisheitszähne bereiten oft erhebliche Probleme. Sie brechen als Letzte durch, machen sich durch Schmerzen und geschwollenes Zahnfleisch bemerkbar. Oft verstecken sie sich unter einer Zahnfleischkapuze und bilden dort Bakterienherde. In manchen Fällen brechen sie gar nicht durch oder fangen sogar an, waagerecht zu wachsen. Warum das passiert und welche Maßnahmen zu ergreifen sind, beleuchten wir in diesem Artikel.
Warum wachsen Weisheitszähne waagerecht?
Platzmangel
Während Jäger und Sammler zähes, halbrohes Fleisch kauten, brauchten sie alle Zähne, die die Natur bot. Doch seit Jahrtausenden isst die Menschheit gut verarbeitete, weiche und oft pürierte Nahrung. Smoothies zum Frühstück, Haferbrei zum Mittag, Gebäck zum Snack. Ohne ausreichende Kaubelastung sind die Kiefer deutlich kleiner geworden, die Anzahl der Schneide-, Eck- und Backenzähne hat sich jedoch nicht verringert. Wenn im Kiefer gar kein Platz ist, wächst der Zahn seitwärts.
Genetik
Ein kleiner Kiefer kann vererbt werden. Je kleiner der Kiefer, desto weniger Platz für Zähne, die plötzlich nach dem 18. Lebensjahr durchbrechen wollen.
Fehlende Milchzahn-Vorgänger
Fast alle unsere bleibenden Zähne ersetzen Milchzähne. Die dritten Molaren (Weisheitszähne) haben keine Vorgänger, folgen also nicht vorgegebenen Wegen. So kommt es vor: mal ein liegender Achter, mal ein Weisheitszahn unter einem anderen Zahn.
Zahnfehlstellungen
Wenn einige Zähne falsch positioniert sind – sich überlappen oder im Gegenteil durch Lücken getrennt sind (Zahnärzte nennen dies Trema und Diastema) –, dann ist erneut kein Platz für die letzten Backenzähne. So liegt ein waagerechter Weisheitszahn im Zahnfleisch, bis er bei einer Untersuchung entdeckt wird oder Schmerzen verursacht.
Hindernisse im Wachstumsweg
Dies können überzählige Zähne, Zysten (Eitertaschen) an benachbarten Zahnwurzeln oder Fehlstellungen der zweiten Molaren sein.
Symptome
Ein nicht durchgebrochener (retinierter) Zahn wird entweder bei einer zahnärztlichen Untersuchung (Röntgenaufnahme, Computertomographie) entdeckt oder durch eine Reihe von Symptomen:
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Schmerzen und Unbehagen im Kiefer
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Geschwollenes Zahnfleisch
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Eiterbildung
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Vergrößerte Lymphknoten
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Schmerzen im Bereich des zweiten Molaren, obwohl dieser gesund ist
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Zahnfehlstellungen
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Zahnengstand
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Kippung des zweiten Molaren zur Seite
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Schmerzen im Nacken, hinter dem Ohr, Kopfschmerzen durch Druck auf den Nervus alveolaris inferior
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Eingeschränkte Mundöffnung
Gründe für eine Entfernung
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Der dritte Molar drückt auf den zweiten und kann diesen verschieben.
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Der Achter liegt unter dem zweiten Molar und droht, ihn aus dem Kiefer zu stoßen.
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Der retinierte Molar verursacht Engstand in der Zahnreihe.
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Ein Durchbruch in Richtung Wange führt zu ständiger Verletzung der Schleimhaut und chronischen Entzündungen.
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Das Vorhandensein einer Zyste.
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Eine Eitertasche kann jederzeit platzen und schwerwiegende Folgen wie Abszesse oder Phlegmone verursachen.
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Kieferorthopädische Behandlung: Wenn der retinierte Zahn die Bewegung anderer Zähne behindert, muss er entfernt werden.
Entfernung eines liegenden Achters: Pro und Contra
Gegenargumente gibt es wenige. Selbst wenn der Weisheitszahn nicht schmerzt, kann man nicht garantieren, dass dies immer so bleibt. Wenn ein Weisheitszahn also waagerecht im Zahnfleisch liegt, wird er entweder aus medizinischen Gründen oder präventiv entfernt.
Gründe für eine präventive Entfernung:
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Der Eingriff ist in jungen Jahren einfacher durchzuführen. Der Kieferknochen ist weniger dicht, die Wurzeln können mit geringerer Traumatisierung extrahiert werden.
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Junges Gewebe heilt schneller, das Unbehagen wird leichter ertragen.
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Der liegende Weisheitszahn wächst weiter. Seine Wurzeln vergrößern sich, verflechten sich und können mit dem Kiefer verwachsen. Eine Extraktion ist einfacher, solange sie sich noch in Formation befinden.
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Retinierte Zähne führen zu Fehlstellungen und Engstand. Dies erschwert die Hygiene und erhöht das Kariesrisiko.
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Resorption (Abbau) der Wurzeln benachbarter Zähne. Der Druck kann deren Abbau provozieren.
Die Antwort auf die Frage „Was tun, wenn Weisheitszähne seitwärts wachsen?“ lautet also: entfernen lassen.
Entfernung eines waagerechten Weisheitszahns – Die Schritte
1. Beratung und Diagnose
In einigen Kliniken werden OPG-Röntgenaufnahmen als Hauptdiagnostik verwendet. Doch zweidimensionale Bilder zeigen nicht alle Details. Nur die Computertomographie (DVT) liefert ein detailliertes 3D-Bild. Dies ermöglicht dem Zahnarzt, einen optimalen Behandlungsplan zu erstellen.
2. Vorbereitung
Um Komplikationsrisiken zu minimieren, wird vor der OP eine professionelle Zahnreinigung empfohlen. Zahnbelag beherbergt Bakterien und kann eine Wundinfektion begünstigen.
3. Anästhesie
Moderne Anästhetika blockieren die Schmerzrezeptoren komplett. Die Operation ist schmerzfrei. Einige Kliniken bieten sie unter Sedierung (Dämmerschlaf) an.
4. Zugang schaffen
Um den liegenden Zahn entfernen zu können, wird ein Schleimhautlappen zurückgeklappt und gegebenenfalls Knochen vorsichtig entfernt.
5. Extraktion
Der Zahn wird mit Zangen oder Hebelinstrumenten (Elevator) aus dem Kiefer gelöst. Oft wird er vorher in Teile gesägt, um das Trauma zu verringern.
6. Antiseptische Wundreinigung
Die Wunde wird mit einer Desinfektionslösung gespült, um einer Infektion vorzubeugen.
7. Naht
Nach einem solchen Eingriff wird die Wunde immer vernäht. Dies verhindert das Eindringen von Keimen, beschleunigt die Heilung und senkt das Komplikationsrisiko.
Erholung nach der OP: Pflege und Empfehlungen
Nach der Entfernung befindet sich der Körper im Stress. Das äußert sich durch:
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Schmerzen im Kiefer
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Erhöhte Temperatur
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Leichte Blutung der Wunde
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Schwellung des Weichgewebes
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Allgemeine Schwäche
Dies ist eine normale Reaktion des Körpers auf den Eingriff und kein Grund zur Sorge.
Sollten Sie sich sorgen, wenn:
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Das Fieber bis zum Ende des dritten Tages nicht sinkt?
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Eine bereits gestillte Blutung wieder beginnt?
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Die Schmerzen nicht nachlassen, sondern stärker werden?
In diesen Fällen sollten Sie umgehend Ihren Arzt kontaktieren.
Empfehlungen nach der Operation
Was Sie tun sollten:
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Kühlen (z.B. mit Cool-Pack)
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Mundspülungen (sanfte Bäder, kein intensives Spülen) durchführen
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Verschriebene Medikamente einnehmen
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Sich viel ausruhen
Was Sie nach der Operation nicht tun sollten:
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Rauchen
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In der ersten Stunde trinken, in den ersten zwei Stunden essen
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Auf der Seite des Eingriffs kauen
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Die Wunde mit der Zunge, Fingern oder anderen Gegenständen berühren
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Den Mund intensiv ausspülen oder mit einem Strohhalm trinken (Sog vermeiden)
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Auf Zahnhygiene komplett verzichten; die Zähne können am nächsten Tag vorsichtig, unter Aussparung der Wunde, geputzt werden
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Sauna, heiße Bäder oder SPA-Behandlungen nehmen
Die Ernährung sollte zunächst aus weichen, pürierten Speisen bestehen, die langsam fester werden können. Das Essen sollte lauwarm, nicht scharf oder sauer, aber dennoch abwechslungsreich sein. Der Körper benötigt Vitamine und Mineralien für die Regeneration.
Dies sind allgemeine Empfehlungen. Ihr Zahnarzt wird Ihnen individuelle Ratschläge geben, die auf die Art und den Umfang Ihrer Operation zugeschnitten sind. Es ist wichtig, diesen zu folgen, um schnell zu heilen.
Fragen und Antworten
F: Mein waagerechter Achter ist etwas durchgebrochen. Das Zahnfleisch ist entzündet. Reicht eine Therapie?
A: Eine Zahnfleischentzündung (Perikoronitis) neigt zu Rückfällen. Häufigkeit und Intensität nehmen meist zu. Einen solchen Zahn zu erhalten, ist oft nicht sinnvoll.
F: Gibt es Kontraindikationen für die Entfernung retinierter Zähne?
A: Alle Kontraindikationen sind relativ. In jedem Einzelfall prüft der Chirurg die Untersuchungsdaten, um die richtige Entscheidung zu treffen. Auf eine präventive Entfernung kann verzichtet werden, aber wenn der Zahn kariös ist, auf Nachbarwurzeln drückt oder eine Entzündungsquelle ist, sollte er entfernt werden.
F: Welche Komplikationen können nach der Entfernung eines waagerechten Weisheitszahns auftreten?
A: Die häufigsten Komplikationen sind Nachblutungen, Knochenpartikel in der Wunde oder die Eröffnung der Kieferhöhle (Oberkiefer). Daher wird in guten Kliniken der Behandlungsplan auf Basis eines 3D-Bildes erstellt. Dieses zeigt klar die Abstände zu Nerven und Kieferhöhlen, sowie Anzahl und Lage der Wurzeln. Eine gründliche Vorbereitung minimiert die Komplikationsrisiken enorm.
Der beste Weg, Komplikationen zu vermeiden, ist ein Termin beim Zahnarzt. Er beantwortet Ihre Fragen und klärt Unklarheiten.




