Was ist eine Kürettage des Zahnfleisches, was ist das Ziel der Behandlung und wozu wird der Eingriff eingesetzt? Diese Fragen beantworten wir in diesem Artikel.
Die Kürettage ist ein zahnmedizinisches Verfahren zur Reinigung von Zahnfleischtaschen von Zahnstein, Belägen, Abbauprodukten des Epithels und in schweren Fällen von Eiter.
Häufig wird eine Kürettage bei Parodontitis, einer schweren Zahnfleischentzündung, durchgeführt. Die Ursache der Erkrankung ist Zahnbelag (Plaque), der sich am Zahnfleischsaum ansammelt, mineralisiert und zu Zahnstein wird. Durch sein Wachstum schiebt der Zahnstein das Zahnfleisch vom Zahnschmelz weg. So entsteht eine Zahnfleischtasche. Ohne Behandlung vertieft sich diese Tasche. Dadurch werden die Fasern des Zahnhalteapparats (Parodont) zerstört, die den Zahn im Knochenfach halten. Das Knochenfach (Alveole) selbst wird ebenfalls abgebaut. Seinen Platz nimmt entzündliches Granulationsgewebe ein, das eine große Anzahl von Mikroben, Epithelzellen und Osteoklasten – Zellen, die Knochen abbauen – enthält.
Das Zahnfleisch liegt nicht mehr dicht am Zahn an, seine Schutzfunktion ist gestört. In den Taschen sammeln sich Speisereste, Pathogene dringen leicht ein, und oft entwickelt sich Eiter. Der Eiter zerstört das Knochengewebe, was ebenfalls die Stabilität der Zahnwurzel gefährdet.
Warum führt man eine Kürettage durch? Die Reinigung der Taschen von Belägen, Eiter, abgestorbenen Zellen und Bakterien verringert die Taschentiefe, beseitigt den Infektionsherd, stabilisiert die Zähne und verhindert weitere Lockerung. Die Entfernung von Eiter beugt Knochenabbau vor. Ohne diesen Eingriff ist eine Behandlung der Parodontitis unmöglich, und unbehandelt führt sie unweigerlich zum Zahnverlust.
Unterschied zwischen Kürettage und professioneller Zahnreinigung
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Die Kürettage ist eine therapeutische Maßnahme zur Entfernung von Bakterien, Eiter, abgestorbenem Gewebe und Zahnstein unter dem Zahnfleisch. Sie wird im Rahmen der Parodontitistherapie eingesetzt.
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Die professionelle Zahnreinigung ist eine präventive Maßnahme, die darauf abzielt, Zahnbelag und Biofilm oberhalb des Zahnfleischsaums zu entfernen, um die Mundgesundheit zu erhalten und Karies sowie Zahnfleischentzündungen vorzubeugen.
Durchführungsmethoden
Die Zahnmedizin bietet drei Arten der Kürettage an:
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Geschlossene Kürettage (geschlossenes Débridement):
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Zur Entfernung von subgingivalen Ablagerungen und Granulationsgewebe aus flachen Taschen (bis 4 mm).
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Erfordert keinen Schnitt ins Zahnfleisch.
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Der Zahnarzt verwendet spezielle Instrumente (Küretten), um den Zahnstein von der Wurzeloberfläche zu entfernen.
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Der Eingriff erfolgt „blind“, was die Kontrolle erschwert.
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Vorteil: Schnelle Heilung, da wenig traumatisierend.
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Offene Kürettage:
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Der Zugang zum Zahnstein wird durch einen Schnitt ins Zahnfleisch geschaffen.
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Der Zahnarzt sieht alle Ablagerungen, entfernt sie gründlich, desinfiziert die Wunde und näht sie.
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Wird bei Taschertiefen bis 6 mm angewendet.
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Lappenoperation (modifizierte Lappenoperation):
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Eine Variante der offenen Kürettage.
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Bei Taschen tiefer als 6 mm wird das Zahnfleisch nicht nur eingeschnitten, sondern ein ganzer Lappen zurückgeklappt.
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Während der Lappenoperation werden oft Knochenaufbau (GBR) und Zahnfleischplastik durchgeführt.
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Indikationen
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Zahnfleischtaschen tiefer als 3-4 mm
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Zahnsteinansammlung unter dem Zahnfleisch (subgingival)
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Entzündliche Prozesse im Parodont (Parodontitis)
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Wiederkehrende parodontale Abszesse
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Vorbereitung auf regenerative Verfahren (Knochen-/Schleimhautaufbau)
Ablauf der Reinigung
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Diagnose: Der Kürettage geht immer eine gründliche Diagnostik voraus: Anamnese, Untersuchung, Sondierung (Messung der Taschentiefen) und ggf. ein Röntgenbild (DVT) zur Beurteilung des Knochenstatus.
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Vorbereitung: Vor einem offenen Eingriff wird eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Eine entzündungshemmende Vorbehandlung kann die Schwellung reduzieren. Bei lockereren Zähnen kann eine Schienung vor der OP sinnvoll sein.
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Eingriff: Der Eingriff erfolgt unter lokaler Betäubung und ist schmerzfrei.
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Geschlossen: Nach Desinfektion wird mit Küretten die Wurzeloberfläche unter dem Zahnfleisch gereinigt und geglättet (Wurzelglättung). Oft wird Ultraschall unterstützend eingesetzt.
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Offen/ Lappenoperation: Der Zahnarzt schneidet das Zahnfleisch ein, klappt einen Lappen zurück, reinigt und glättet die Wurzeln unter Sicht, desinfiziert den Bereich. Bei Knochendefekten kann ein Knochenersatzmaterial eingebracht werden. Anschließend wird der Lappen zurückgelegt und mit Nähten fixiert. Nach 7-10 Tagen werden die Fäden gezogen.
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Ergebnis: Nach dem Eingriff normalisieren sich Lymphfluss und Blutversorgung in der Tasche. Die Blutung hört auf, Schmerzen und Eiterbildung lassen nach, der Mundgeruch verschwindet. Der Zahnhalteapparat erholt sich, die Zahnlockerung verringert sich.
Nachsorge und Heilung
Die Dauer der Heilung hängt vom Eingriff ab:
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Geschlossene Kürettage: 3-5 Tage
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Offene Kürettage/Lappenoperation: Bis zu 2 Wochen
Empfehlungen für eine schnelle Genesung:
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Verzichten Sie auf intensives Spülen, um das Blutgerinnsel nicht zu stören. Nutzen Sie stattdessen vorsichtige Mundspülbäder.
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Putzen Sie die Zähne ab dem 2. Tag mit einer weichen Zahnbürste und umgehen Sie die Nahtstellen.
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Vermeiden Sie heiße, scharfe, saure und harte Speisen.
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Verzichten Sie auf Rauchen und Alkohol, da sie die Heilung verzögern.
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Schonen Sie sich körperlich, bis die Fäden gezogen sind.
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Berühren Sie die Wunde nicht mit Zunge, Fingern oder anderen Gegenständen.
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Nehmen Sie bei Schmerzen die vom Zahnarzt empfohlenen Schmerzmittel (kein Aspirin, da blutverdünnend).
Alternative zur Kürettage
In modernen Praxen wird zunehmend die geschlossene Reinigung mit Ultraschall als minimalinvasive Alternative eingesetzt. Geräte wie der Piezon PS ermöglichen eine effektive Entfernung von Zahnstein auch in tieferen Taschen (bis 9 mm) oft ohne Schnitte. Protokolle wie die Guided Biofilm Therapy (GBT) kombinieren verschiedene Technologien für eine systematische und schonende Reinigung.
Fragen & Antworten
Kann eine Kürettage Parodontitis vollständig heilen?
Nein. Die Kürettage ist ein zentraler Baustein der Therapie, beseitigt die Ursache und stoppt das Fortschreiten der Krankheit. Parodontitis ist jedoch eine chronische Erkrankung. Der Eingriff führt zu einer Stabilisierung und langfristigen Remission, erfordert aber lebenslang eine exzellente Mundhygiene und regelmäßige Recall-Termine zur Erhaltungstherapie.
Welche Komplikationen können auftreten?
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Vorübergehende Blutungen und Empfindlichkeiten sind normal.
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Selten: Nachblutungen, Infektionen (bei mangelnder Hygiene), Schwellungen.
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Bei der offenen Methode kann sich das Zahnfleisch leicht zurückziehen.
Folgen Sie immer den Anweisungen Ihres Zahnarztes und kontaktieren Sie ihn bei starken Schmerzen, anhaltender Blutung oder Fieber.
Warum ist ein erfahrener Parodontologe wichtig?
Die Kürettage ist ein chirurgischer Eingriff. Ein erfahrener Arzt vermeidet Schäden an gesundem Gewebe, gewährleistet eine vollständige Reinigung und wählt die beste Methode für Ihren individuellen Fall. Erfolg und Langlebigkeit des Behandlungsergebnisses hängen maßgeblich von seiner Expertise ab.
Zusammenfassend ist die Kürettage ein unverzichtbares Verfahren zur Behandlung der Parodontitis. In unserer Praxis setzen wir auf modernste Methoden und die Expertise unserer Spezialisten, um Ihre Zahngesundheit langfristig zu erhalten. Vereinbaren Sie einen Beratungstermin für eine individuelle Diagnose und Therapieempfehlung.




